Newtons Kanone by Greg Keyes

Newtons Kanone by Greg Keyes

Autor:Greg Keyes [Keyes, Greg]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 2011-11-03T23:00:00+00:00


Teil zwei

Die Kanone

1

Stadt der Wissenschaft

»Da sind sie, Ben«, rief Robert Nairne aus und deutete mit dem Zeigefinger Richtung Horizont. »Die weißen Felsen! Endlich in England!«

Ben nickte begeistert, tat einen tiefen Atemzug und nahm den schwachen Geruch von Land wahr. Ihr gutes Schiff, die Berkshire, schob ihren Kiel nun durch die Straße von Dover und näherte sich der Mündung der Themse. Die grüne Küstenlinie Frankreichs schimmerte unheilverkündend im Osten, obwohl Ben vermutete, dass das, was er sah, Calais war, derzeit in britischer Hand. Es sei denn, er hatte tatsächlich den Franzosen versehentlich zu einer neuen Waffe verholfen, einer, die es ihnen während seiner dreimonatigen Reise erlaubt hätte, Marlboroughs Truppen ins Meer zu treiben. Da aber die Berkshire mit einem Ätherschreiber ausgestattet war und der Kapitän sie über die meisten Nachrichten in Kenntnis gesetzt hatte, glaubte er, dass er von einer neuen französischen Offensive erfahren hätte.

»Nach so langer Zeit auf See würde ich mich in jedes Land verlieben«, sagte Ben. »Und wäre glücklich über jegliche Art von festem Boden unter meinen Füßen.«

»Bin mal gespannt, was du in einer Woche sagst«, meinte Robert und warf sein dichtes, rotschimmerndes Haar zurück. Seine Augen wechselten ständig die Farbe, im Moment spiegelten sie das Grün des Meeres oder vielleicht das saftige Leuchten der Felder, die hinter den kalkweißen Klippen hervorlugten. »Drei Jahre war ich diesmal fort. Ich hab mal gesagt, ich würde England nie vermissen, aber das bereue ich jetzt. Es gibt ‘ne Menge wunderbar wilde Orte auf der Erde, Ben, aber es gibt keine Küste in Indien und auch nicht in der Südsee oder der Karibik, die sich mit dem hier messen kann.«

Ben zuckte die Achseln. Es war schwer, Robert nicht um seine Reisen zu beneiden, doch im Augenblick weckte der Gedanke an eine weitere Reise übers Meer alles andere als Begeisterung in ihm. Denn zwischen den Häfen lag nur die monotone, endlose See. Auf einer langen Reise verlor alles seinen Reiz – das Wunder von Delfinen und fliegenden Fischen, die neue Erfahrung des Reisens. Die Menschen sagten immer wieder dieselben Dinge. Zum Glück war einer dieser Menschen Robert gewesen. Er war der Sohn eines Soldaten und mit seinen einundzwanzig Jahren so etwas wie ein Abenteurer. Er hatte viele interessante Geschichten zu erzählen – einige davon waren vermutlich sogar wahr. Nachdem Robert von Bens Begegnung mit Blackbeard erfahren hatte, hatten sie begonnen, Piratengeschichten auszutauschen, und dabei schnell entdeckt, dass sie viele Interessen teilten. Obwohl er kaum wissenschaftliche Bücher gelesen hatte, besaß Robert eine rasche Auffassungsgabe. Die langen Tage, an denen sie darüber diskutierten, was werden könnte, hatten Ben davor bewahrt, bei dem zu verweilen, was gewesen war.

»Ich hab schon ‘ne Idee, wo wir unterkommen können«, fuhr Robert fort.

»Wir?«

»Nun, natürlich nur, wenn du willst. Ich hatte nicht die Absicht, dich allein auf London loszulassen!«

»Ich wäre froh über einen Führer und Freund in London«, sagte Ben rasch. »Ich habe gehört, es ist etwas größer als Boston.«

»Etwas größer? Oh ja«, erwiderte Robert. »London! Das beste Essen, erstklassige Unterhaltung und die süßesten kleinen Huren auf der ganzen Welt.«

Bens Ohren fühlten sich heiß an.



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